Pendix – E-Motoren für Fahrräder

605.000 E-Bikes wurden im vergangenen Jahr in Deutschland verkauft. Wer bereits ein Fahrrad besitzt, aber trotzdem die Vorteile eines elektromotorisierten Drahtesels haben möchte, sollte vielleicht über eine Nachrüstung nachdenken. Das Zwickauer Startup Pendix macht es problemlos möglich.

Geschäftsführer Thomas Herzog erklärt im Interview, wie es zu der Idee kam und wo die Reise von Pendix hingeht.

Kannst du dich, für die Menschen, die dich noch nicht kennen, vorstellen?

Ich bin eigentlich von Geburt an begeistert von Motoren und auch von Autos. Und genau damit hab ich ja meine Karriere gestartet. Mit acht Jahren stand ich am Münchener BMW-Vierzylinderhaus und rief: „Ich will da rein“, genau wie einst Gerhard Schröder vor dem Kanzleramt. Also machte ich eine kaufmännische Lehre – natürlich mit Automobilbezug – und studierte danach an der Zwickauer Uni, Deutschlands Nachwuchsschmiede für die Automobilindustrie. Schon während des Studiums habe ich mit meinen späteren Mit-Gründern E-Motoren für den Motorsport entwickelt. Und dann kam es doch ganz anders – ein Auftrag für einen Fahrradmotor eröffnete mir eine ganz neue Welt.

Pendix Geschäftsführer Thomas Herzog

Pendix Geschäftsführer Thomas Herzog

Was genau ist bzw. macht Pendix?

Wir stellen leichte und hochwertige Antriebe zum elektrischen Nachrüsten von Fahrrädern her. Wer sich einen Pendix anbauen lässt, hat gleich zwei Räder: ein normales und ein E-Bike. Wir haben einen getriebelosen Motor entwickelt, der beim Treten nicht stört, wenn er nicht eingeschaltet ist. Und geräuschlos ist er dadurch auch. Für die Nachrüstung tauscht ein Fachhändler das Standardtretlager des Fahrrades gegen ein Messtretlager aus. Der Akku im minimalistischen Design einer Trinkflasche kommt passenderweise an die Position des Flaschenhalters. So können wir nahezu jedes Fahrrad nachrüsten. Die Unterstützung beim Treten ist genau abgestimmt auf die Kraft, die man als Fahrer investiert, das natürliche Trittgefühl geht also nicht verloren. So wollen wir auch diejenigen motivieren, die ihre Radtour immer nur fast machen und deren gutes Fahrrad ungenutzt im Keller steht.

Was war eure Motivation zu gründen?

Wir kommen ja eigentlich aus dem Motorsport und haben mit unserem ersten Unternehmen Herms Technologies jahrelang Prototypen für Hersteller und Zulieferer aus der Automobilbranche entwickelt, unter anderem Steuergeräte für den Le-Mans-Einsatz, die Rallye-Weltmeisterschaft oder die Rallye Paris-Dakar. 2012 kam dann erstmals ein Auftrag rein, einen Motor fürs Fahrrad zu entwickeln, der konzeptionell noch nichts mit Pendix zu tun hatte. Das hat uns die Augen geöffnet für das große Potenzial, das im Fahrradmarkt und speziell im E-Bike-Segment steckt. In dieser Branche können Gründer auch viel schneller Investoren finden und Prototypen zur Serienreife bringen. In der Automobil-Industrie gibt es doch sehr viele Hürden. Unser Ziel war es, einen Antrieb zu entwickeln, der einfach zu integrieren und intuitiv zu bedienen ist. Dafür haben wir 2013 dann Pendix gegründet und unser Know-how aus dem Motorsport auf das Fahrrad übertragen.

Was hat euch bisher am meisten beeindruckt im Bezug auf eure Gründung?

Na es gab auf jeden Fall eine große Herausforderung, an die wir noch häufig denken, das war die Überführung vom Prototyp in die Serie. So einen Prozess hatte ich zuvor noch nie selbst mitgemacht, und im Nachhinein betrachtet hat es wirklich wehgetan. Vor allem die Zeit hatten wir zu optimistisch geplant. Es ist nicht einfach, alle Komponenten in hoher Qualität zusammenzuführen. Wie sind die Toleranzen? Sind sie zu weit, passen die Komponenten nicht zusammen, sind sie zu eng, können die Zulieferer das häufig gar nicht leisten.

So sieht ein Mountainbike mit Pendix Erweiterung aus. Bild: Pendix

So sieht ein Mountainbike mit Pendix Erweiterung aus. Bild: Pendix

Wie geht’s weiter mit Pendix?

Der E-Bike-Markt ist extrem dynamisch, die Nachfrage wird in den nächsten Jahren weiter wachsen. Mit unseren Nachrüstantrieben können wir zudem noch ganz andere Zielgruppen erschließen, wir rechnen in Deutschland mit potenziell 20 Millionen nachrüstbaren Rädern. Wir sind gerade dabei, uns als Marktführer für Nachrüstlösungen zu etablieren und unser europäisches Netzwerk weiter auszubauen. Ende 2016 konnten wir vier neue Partner in Frankreich, Großbritannien, Dänemark und Norwegen gewinnen. Bis Ende 2018 wollen wir europaweit ein kompetentes Händlernetz in allen starken Wachstumsmärkten aufbauen. Seit Ende April gibt es einen neuen, leistungsfähigeren Akku mit USB-C-Schnittstelle geben, den ePower500. Damit können während der Fahrt typische USB-Endgeräte, wie Handy und Navigationsgeräte, geladen werden. Und der Blick in die fernere Zukunft: Mikromobilität ist eines der großen Themen der nächsten Jahre, um in unseren Auto-verstopften Innenstädten den Verkehr endlich zu entlasten. Unser Ziel ist es, die Lücke zwischen E-Bike und PKW mit nachhaltigen Konzepten schließen. Dafür werden wir unser Angebot auf intelligente Antriebe für weitere, spannende Fahrzeugkonzepte ausweiten, daran wird bereits hart gearbeitet.

Was ist dein ultimativer Tipp für diejenigen, die selber übers Gründen nachdenken?

Geduld haben. Seinen Enthusiasmus nicht verlieren, wenn der Alltag die großen Ideale einholt. Ich bin bekannt für meinen grenzenlosen Optimismus, aber: Im echten Leben dauert alles immer länger, kostet mehr und verursacht zusätzlichen Aufwand, das zeigt die Erfahrung. Das sollte man einfach als gesetzt sehen, dann bricht man nicht bei jedem Hindernis zusammen. Die Engländer haben dafür einen schönen prägnanten Satz: „Shit Happens, So Get Over It!“

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Danke für deine Zeit Thomas.

Wenn ihr erfahren wollt, wie es bei Pendix weitergeht, dann schaut am besten auf der Facebook-Seite des Zwickauer Startups vorbei.

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